Für Thomas Mann war er ein »Weltstar des Romans«, für Marcel
Reich-Ranicki »einer der meistgelesenen Erzähler der Weimarer Republik« – Jakob
Wassermann, geboren vor 150 Jahren am 10. März 1873, war einer
der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Insbesondere sein 1908 erschienener Roman ›Caspar Hauser oder Die
Trägheit des Herzens‹ gilt als Schlüsselwerk in seinem Leben.
Mit keinem anderen Stoff hat er sich so eingehend und anhaltend
beschäftigt, weit über die Vollendung des Romans hinaus. Im »heimatlichen
Mythos« des geheimnisvollen Außenseiters, dem Unverständnis und Misstrauen
entgegenschlägt und der schließlich eines gewaltsamen Todes stirbt, fand der
unter dem Antisemitismus seiner Umwelt leidende deutsche Jude ein Bild der
eigenen Existenz. Und er war fest überzeugt davon, dass Kaspar Hauser
tatsächlich der badische Erbprinz war. All dies belegen eindrücklich seine
›Akten zur Verteidigung Caspar Hausers‹.
Neben Wassermanns Kaspar Hauser-Roman sind heute vor allem
noch »Der Fall Maurizius« sowie sein erschütterndes Zeitbild und Selbstzeugnis
»Mein Weg als Deutscher und Jude« bekannt. Von den Nationalsozialisten aus
Deutschland vertrieben, starb Jakob Wassermann am 1. Januar 1934 im
österreichischen Altaussee.